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Schweizer Aktien ab sofort an EU-Börsen wieder handelbar

Was lange Zeit nur über den außerbörslichen Handel und mit höheren Kosten möglich war, ist jetzt wieder für alle zugänglich: Schweizer Aktien können wieder an deutschen Börsen gehandelt werden. Warum dieser Aktienmarkt so attraktiv ist und welche Titel derzeit besonders günstig bewertet sind.



Seit Juli 2019 war der Handel mit Schweizer Aktien für deutsche Anleger nur noch eingeschränkt möglich. Das ändert sich nun: Ab dem 1. Mai 2025 (aufgrund des Feiertags faktisch ab dem 2. Mai) wird der Handel mit Schweizer Aktien an EU-Börsen wieder möglich sein. Auslöser ist die Entscheidung des Schweizer Bundesrates vom 29. Januar 2025, die Europäische Union von der Liste der von der Börsenschutzmaßnahme betroffenen Länder zu streichen. Damit öffnet sich deutschen Privatanlegern der Zugang über die gewohnten Börsenplätze wie Xetra, Frankfurt oder Stuttgart.


Anlass für die Aussetzung war eine Entscheidung der Europäischen Union, die Börsenregulierung der Schweiz nicht länger als gleichwertig anzuerkennen. Als Reaktion darauf ergriff die Schweiz Maßnahmen zum Schutz ihres Finanzplatzes: Im Rahmen einer sogenannten „Börsenschutzmaßnahme“ wurden Beschränkungen eingeführt, um zu verhindern, dass Schweizer Wertpapiere unkontrolliert und unter möglicherweise schlechteren Bedingungen an EU-Börsen gehandelt werden. Ziel dieser Maßnahme war es, Anleger dazu zu bewegen, ihre Schweizer Aktien bevorzugt an Schweizer Börsenplätzen zu handeln.


Seither mussten deutsche Anleger Schweizer Aktien entweder direkt an einem Schweizer Börsenplatz – in der Regel der SIX Swiss Exchange – erwerben, wobei der Handel in Schweizer Franken (CHF) erfolgt und ein entsprechendes CHF-Devisenkonto erforderlich macht, oder sie mussten auf den außerbörslichen Handel ausweichen. Das ist in der Regel jedoch aufgrund zusätzlicher Spesen und breiteren Spreads mit höheren Kosten verbunden.


Zum Ärger vieler Privatanleger bieten zahlreiche deutsche Depotbanken den direkten Handel an einer Schweizer Heimatbörse jedoch gar nicht an. Wir hatten unseren Leserinnen und Lesern deshalb seinerzeit empfohlen, auf internationale Broker wie Interactive Brokers auszuweichen. Diese sind kostengünstig und Aktien werden direkt an der jeweiligen Heimatbörse in Lokalwährung gekauft.


Jetzt erhalten Anleger wieder einen vereinfachten Zugang zu einem sehr attraktiven Aktienmarkt. Nicht nur die stabilen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, sondern auch ein sehr erfolgreiches Bildungssystem, das Innovationen fördert, machen die Schweiz und ihre Unternehmen so erfolgreich. Der starke Franken ist ein klarer Vorteil: Einerseits diszipliniert er die exportorientierten Unternehmen, ihre Kostenstrukturen stetig zu verbessern, andererseits schützt er vor Inflation. In der Corona-Pandemie wertete der Franken stark auf, wodurch die Inflation vergleichsweise niedrig blieb.


* Hinweis zur Tabelle: Wir haben die Bewertung von 27 Schweizer Aktien mit ihrem historischen Schnitt verglichen. Gemessen am aktuellen KGV weist die Aktie des Schweizer Touristikunternehmens Jungfraubahn den größten Abschlag auf (–36%; siehe Spalte 9), gefolgt von Interroll (–27%) und Straumann (–25%). Mit einer Prämie zur Historie notieren derzeit Swissquote (+35%), Belimo (+26%) und Zurich Insurance (+23%). Die Kennzahl der Relativen Stärke nach Levy (RSL) misst den Abstand zwischen dem aktuellen Kurs und dem 130-Tage-Durchschnitt. Handelt eine Aktie deutlich darüber (beispielsweise mit Faktor 1,1, d.h. +10%), ist dies ein Zeichen relativer Stärke.
* Hinweis zur Tabelle: Wir haben die Bewertung von 27 Schweizer Aktien mit ihrem historischen Schnitt verglichen. Gemessen am aktuellen KGV weist die Aktie des Schweizer Touristikunternehmens Jungfraubahn den größten Abschlag auf (–36%; siehe Spalte 9), gefolgt von Interroll (–27%) und Straumann (–25%). Mit einer Prämie zur Historie notieren derzeit Swissquote (+35%), Belimo (+26%) und Zurich Insurance (+23%). Die Kennzahl der Relativen Stärke nach Levy (RSL) misst den Abstand zwischen dem aktuellen Kurs und dem 130-Tage-Durchschnitt. Handelt eine Aktie deutlich darüber (beispielsweise mit Faktor 1,1, d.h. +10%), ist dies ein Zeichen relativer Stärke.

Neben den üblichen Verdächtigen Nestlé, Novartis und Roche – die zusammen rund ein Drittel der Marktkapitalisierung des Swiss Performance Index (SPI) ausmachen – gibt es zahlreiche Spezialisten in exzellenten Marktpositionen (siehe Tabelle). Dazu zählt Belimo, ein Hersteller von Ventilen und Antriebslösungen für die HLK-Industrie (Heizung, Lüftung, Klima). Oder VAT Group, den mit einem globalen Marktanteil von 70% führenden Anbieter von Vakuumventilen für die Halbleiterindustrie. Oder Geberit, Europas bedeutender Anbieter von Sanitärprodukten und Badkeramik.


Der Swiss Performance Index gilt als Benchmark für den Schweizer Aktienmarkt und umfasst derzeit 204 Unternehmen. Deren Kapitalisierung lag per 28. April bei umgerechnet rund 1,9 Billionen Euro. Sie ist damit in etwa so hoch wie die des DAX. Über einen Zeitraum von 25 Jahren hat der Index in CHF etwa 280% zugelegt – etwas weniger als der DAX (+330%) also, und deutlich weniger als MDAX und SDAX (jeweils +550%). Stock Picking lohnt sich auch in der Schweiz: Belimo legte um rund +2500% zu, Geberit um +1400%, und VAT, die erst im April 2016 an die Börse ging und sich zuvor im Besitz eines weiteren Schweizer Spitzenunternehmens, der Partners Group, befand, kommt auf +470%.

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