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Israel will das Westjordanland in Schutt und Asche legen

Autorenbild: Hans-Peter HolbachHans-Peter Holbach

Die gleichen Methoden wie in Gaza»: Israel wendet sich mit neuer Härte dem Westjordanland zu



Unmittelbar nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen hat Israel eine Grossoperation im nördlichen Westjordanland lanciert. Menschen vor Ort berichten von Massenverhaftungen, Vertreibungen und gesprengten Wohnblöcken. Was steckt hinter dem Einsatz?


«Die Drohne hat uns immer wieder auf Arabisch angewiesen, unsere Häuser zu verlassen», erzählt Mohammed Jabareen. «Als wir aus dem Flüchtlingslager hinauswollten, haben sie überall um uns geschossen. Das war der erste Tag der israelischen Invasion.» Der 56-jährige Jabareen stammt aus dem sogenannten Flüchtlingslager von Jenin. Das 1953 gegründete Lager im Zentrum der Stadt im nördlichen Westjordanland ist längst zu einem Quartier mit festen Häusern geworden – und zu einer Hochburg militanter Palästinenser.


In Jenin rücken deshalb seit Jahren immer wieder israelische Soldaten an, zerstören Häuser, reissen mit Bulldozern die Strassen auf, töten Militante. Die Israeli vergelten damit jeweils Angriffe auf Checkpoints und Siedlungen, die von Terroristen der Hamas, des Palästinensischen Islamischen Jihad oder den Al-Aksa-Brigaden ausgeführt wurden. Die Leidtragenden sind die 24 000 Zivilisten, die in den ärmlichen, dicht gedrängten Häusern des Flüchtlingslagers leben. Viele von ihnen haben sich längst an den Kreislauf aus Tod, Leid und Hoffnungslosigkeit gewöhnt. Doch die israelische Operation «Eiserne Mauer», die am 21. Januar in Jenin begann, ist anders.


In vielerlei Hinsicht scheint «Eiserne Mauer» eine Fortsetzung von «Schwerter aus Eisen» zu sein – der Übername für Israels Krieg im Gazastreifen. Nur zwei Tage nachdem die Waffenruhe in der Küstenenklave begonnen hatte, rückten israelische Truppen in Jenin vor. Teilweise sind es dieselben Soldaten, die kurz zuvor noch in Gaza stationiert waren. Und sie bringen die zerstörerischen Methoden aus dem Gaza-Krieg ins Westjordanland.


Eine neue Art von Militäroperation

Mohammed Jabareen ist inzwischen gemeinsam mit einigen Dutzend weiteren Vertriebenen im Haus seines Sohnes in einem Dorf nahe Jenin untergekommen. Dem Mann mit dem grauen Vollbart fehlen einige Zähne, er sitzt draussen an einem kaputten Plastiktisch und raucht. Nur einen Tag vor dem Treffen hatte in Jenin die Erde gebebt, als die israelische Armee rund zwanzig Häuser im Flüchtlingslager in die Luft sprengte.


Israels Armee hat nahezu alle Bewohner des Flüchtlingslagers zur Evakuation aufgefordert. Junge Männer wurden verhört und festgehalten. Bewohner aus dem Lager erzählen von Scharfschützen, die auf jeden schössen, der sich bewege, von Soldaten, die Häuser anzündeten. Einer von Jabareens Söhnen ist bis heute in Haft. «Ich habe gesehen, wie einige junge Männer in weisse Overalls gekleidet und abgeführt wurden», erzählt er. «Wir alle mussten unsere Augen scannen lassen.»


Iris-Scans, Evakuierungen, gesprengte und angezündete Wohnhäuser: Das alles sind Methoden, die die israelischen Streitkräfte (IDF) zuvor nie im Westjordanland angewendet haben. Im Gazastreifen waren sie hingegen Routine. Wann die Bewohner in ihre Häuser zurückkehren können, ist unklar. Bei einem Besuch vor Ort verkündete der Verteidigungsminister Israel Katz, die IDF würden auch nach Ende der Operation nicht aus Jenin abrücken – auch das wäre ein Novum.


Jabareens Bruder Mahmud setzt sich ebenfalls an den Tisch. «Wir haben schon vieles erlitten», sagt der 53-Jährige. «Aber jetzt ist die Zerstörung weitaus grösser.» Mohammed nickt und fügt hinzu: «Die Israeli wenden die gleichen Methoden wie in Gaza an.»




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Hans-Peter Holbach

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