Der „Spinner“ wird salonfähig
- Holbach News

- 11. Sept.
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Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde der argentinische Präsident Javier Milei von vielen als eine Art Trump-Verschnitt bzw. als Spinner mit der Kettensäge und wilder Frisur abgetan. Zwar kokettiert Milei noch immer mit dem Image des unorthodoxen Staatsführers, allerdings hat er mittlerweile auch einige erstaunliche Erfolge vorzuweisen. Folglich sind die kritischen und spöttischen Stimmen zwar nicht gänzlich verstummt, aber doch deutlich weniger und leiser geworden.

Zu Beginn von Mileis Amtszeit (Ende 2023) befand sich Argentinien in einem desolaten Zustand. Eine korrupte Politikerkaste und die mit ihr verbündeten übermächtigen Gewerkschaften hatten Argentinien – bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts übrigens eines der wohlhabendsten Länder weltweit – immer wieder an den Rand des Abgrunds geführt (und sogar darüber hinaus). Folge: Ein Staatsbankrott jagte den nächsten. Den verantwortlichen Politikern fiel jahrzehntelang nichts Besseres ein, als die explodierenden Staatsschulden mit frisch gedrucktem Geld, sprich mit einer heiß laufenden Notenpresse zu bekämpfen.
Präsident Milei hat dem hoch verschuldeten Land als Erstes ein radikales Reform- und Sparprogramm verordnet – symbolisiert durch eine Kettensäge. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Milei entließ Tausende Staatsbedienstete, kürzte rigoros staatliche Subventionen und beendete die Finanzierung öffentlicher Ausgabenprogramme via Notenpresse. In der Folge gelang es ihm, die Inflation deutlich zu senken und die Wirtschaft anzukurbeln. Bei seiner Amtsübernahme hatte Argentinien mit einem monatlichen Wert von 25 % eine der höchsten Inflationsraten weltweit. Inzwischen ist der Monatswert auf zuletzt 1,9 % gesunken. Die jährliche Teuerungsrate sank von 211 % im Jahr 2023 auf 118 % im vergangenen Jahr. Zugegebenermaßen immer noch hohe Raten, aber die Richtung stimmt.
Doch auch bei der so entscheidenden Wirtschaftsleistung zeigen sich erste Erfolge. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem realen (d. h. unter Berücksichtigung der Teuerung) Wachstum des argentinischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,5 % in diesem Jahr – das ist eine der höchsten Zuwachsraten aller Länder weltweit. Unter dem Strich ist es der argentinischen Regierung gelungen, die Staatsausgaben im vergangenen Jahr um 27 % zu reduzieren.
Es ist noch viel zu früh, das Milei-Experiment abschließend als Erfolgsmodell mit Vorbildfunktion zu bezeichnen, denn es lauern noch etliche Fallstricke, die das Ganze zum Scheitern bringen könnten. Aber zumindest bisher hat sich Argentinien unter Milei sowohl wirtschaftlich als auch politisch zum Positiven gewandelt. Wenn es Milei jetzt noch schafft, die Initiative und die Kräfte der Mittelschicht zu entfesseln und die wirklich Bedürftigen gezielt mit direkten finanziellen Transfers zu unterstützen, könnte er tatsächlich eine nachhaltige Aufbruchstimmung in Argentinien entfachen. Dem rohstoffreichen und arg gebeutelten Land wäre es wahrlich zu gönnen. (Autor: Stefan May), Quelle: Quirin News.



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